Dienstag, 16. Mai 2017

Portraits

Sooo, die Aufgabe war ganz lustig, Ich hab mir eine Challenge gemacht: Das erste frontale Portrait ist komplett ohne Referenzen gemalt, das zweite mit. Ich wollte wissen, wie sehr sich das ganze unterscheidet. Und ich finde das es gar nicht mal so schlecht ist.
Das dritte Bild ist ebenfalls mit Referenzen, aber irgendwie gefällt es mir viel besser als die anderen beiden.







Samstag, 6. Mai 2017

Freitag, 20. Januar 2017

Text für Mittwoch

Ich habe Depressionen.

Depressionen sind ein Wort, was jeder kennt, aber was nur Wenige wirklich verstehen. Selbst ich, und ich habe die Krankheit seit ich sechzehn bin, verstehe sie oft nicht wirklich. Ich rede schon lange über das Thema und bis heute habe ich für vieles nicht die richtigen Worte, nicht mal in meinem Kopf. Wie beschreibt man, was man fühlt? Wie macht man jemandem, dessen Kopf einfach anders vernetzt ist klar, wie man lebt? Wie weit greifen die Depressionen in mein Leben ein? Ich weiß nicht, zu was eine gesunde Version von mir in der Lage wäre. Ich weiß, dass es mehr ist, viel mehr, aber ich kann nicht genau sagen wo ich aufhöre und meine Krankheit beginnt.

Depressionen haben sehr wenig mit Trauer zu tun. Das ist das erste, woran Leute denken „Depressionen? Das ist das wo man immer traurig ist, oder?“, aber das ist so als würde man sagen „Eine Erkältung? Das ist das wo man ganz viel Orangensaft und Brühe trinkt!“ Ja, es gibt eine Verbindung, aber man trifft nicht wirklich den Nagel auf den Kopf. Trauer ist eine Emotion, die man verstärkt fühlt, aber bei weitem nicht die häufigste.

Für mich persönlich sind Depressionen viel mehr Lethargie. Stellt euch vor, ihr liegt im Bett. Es ist bereits mittags und ihr habt genug gelegen. Ihr langweilt euch abgrundtief, kriegt langsam Hunger und es wird unbequem. Ihr habt viel vor heute und freut euch auf den Tag. Ein gesunder Mensch würde jetzt aufstehen, vielleicht etwas zu Essen machen und den Tag genießen. Ich bleibe liegen. Stundenlang. Langweile mich, liege unbequem und sollte langsam wirklich mal etwas essen. Der Akt des Aufstehens allein kann zu viel für mich sein. Der Wille ist da, aber der Weg scheint unglaublich weit entfernt. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht.

Und wenn ich dann doch endlich aufgestanden bin stehe ich zehn Minuten regungslos im Bad vor dem Spiegel, bevor ich mich erinnere, dass ich Essen kochen wollte. Das Essen wird dann das einfachste, was ich hinkriege, weil ich mich ansonsten gar nicht dazu überredet kriegen würde, es zu kochen. Wirklichen Appetit habe ich eh nicht. Ihr könnt euch vorstellen, wie der restliche Tag ungefähr läuft. Sowas macht besonders Spaß, wenn man Arbeiten hat, die man eigentlich dringend erledigen muss.

Das ist zum Glück etwas, was mir so stark nur selten passiert. Aber es ist auch eine sehr treffende Metapher dafür, wie mein Gehirn funktioniert. Es gibt viele eigentlich einfache Dinge die für mich sehr schwierig sind, weil mein Kopf es nicht schafft aufzustehen. Ich habe zum größten Teil gelernt, damit umzugehen. Ich setze mir selbst frühere Deadlines, damit ich nicht von Arbeit überrollt werde. Ich zwinge mich dazu, Probleme in winzigen Schritten anzugehen. Ein Problem kann dabei alles sein, vom Beantworten einer Nachricht bis zum Duschen. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Um ehrlich zu sein ist es ermüdend, so zu leben. Der rationale Teil meines Kopfes weiß, wie trivial diese Dinge sind. Der depressive Teil schafft es trotzdem nicht. Der rationale Teil ist energetisch und strebsam, liebt es zu lernen und Neues anzufangen und fertigzustellen, der depressive Teil verhindert, dass ich die Sachen tatsächlich beenden kann. Ich mache viele Dinge wie Abgaben und private Projekte auf den letzten Drücker oder gar nicht, obwohl ich sie eigentlich machen könnte und mich oft sogar darauf freue, und ich ärgere mich konstant darüber. Es ist keine Faulheit, wie man vielleicht denken könnte. Ich kenne Faulheit. An Wochenenden liege ich auch gerne mal freiwillig im Bett und gehe den Tag gemütlich an. Der Unterschied ist, dass ich zu den Zeitpunkten nichts Anderes tun will. Wenn ich einen schlechten Tag habe will ich andere, produktivere, bessere Dinge tun, aber mein Kopf lässt mich nicht.  

Ich bin mir auch zum großen Teil sehr bewusst, dass ich irrational handle. Ich kann nicht in allen, aber in vielen Fällen zwischen dem normalen und dem depressiven Teil meines Denkens unterscheiden. Aber ich kann es nicht stoppen. Ich weiß, rational, dass ein kleiner Fehler beim Ausparken den mein ehemaliger Fahrlehrer gesehen haben könnte kein Weltuntergang ist. Ich schwebe danach trotzdem stundenlang am Rand einer Panikattacke. Bis ich ihm wieder begegne und er es nicht erwähnt. Dann ist wieder alles gut.

Ich weiß, dass ich ein Mensch bin der Fehler hat und Fehler machen darf, aber wenn ich denke etwas falsch gemacht zu haben kann es trotzdem Stunden bis Tage dauern, bis ich nicht mehr das Gefühl habe, dass ich alles in meinem Leben falsch mache und dass andere Menschen mich deswegen als weniger wert ansehen.

Das klingt jetzt ziemlich krass, aber für mich ist es normal. Ich bemühe mich eh, nicht zu sehr in die hässlichen Details von dem was in mir passiert zu gehen. Ist kein gutes Partythema. Für viele mag das was ich schreibe auch sehr überraschend kommen. Ich bin sehr offen damit, dass ich Depressionen habe, aber ich weiß auch, dass ich nicht „aussehe als hätte ich Depressionen“. Was auch immer das heißen soll. „Aber Carla, du bist doch so ein fröhlicher Mensch“ ist eine der vielen Reaktionen, die ich schon gehört habe, als ich das Thema angesprochen habe. Und ja, bin ich. Ich bin witzig und hab eine große Klappe. Ich lache gerne. Depressionen haben bedeutet nicht, dass alle meine Charaktereigenschaften verschwinden. Es bedeutet nur, dass ich negative Emotionen viel stärker und länger fühle und manchmal bis mittags im Bett liege weil aufstehen echt schwierig ist.

Menschen sind eh meine größte Ablenkung und mein bestes Gegenmittel. Interaktion lenkt mich ab, wenn es mir nicht gut geht. Ich war schon an einigen wirklich schlechten Tagen in der Uni, aber man hat es mir nicht angemerkt, weil ich, wenn ich mit anderen rede, vergessen kann, was meinen Kopf grade runterzieht. Wenn ich lache ist das ein echtes Lachen. Wenn ich gut gelaunt wirke ist zumindest der Teil, der grade im Vordergrund meines Bewusstseins steht, gut gelaunt. Und an den Rest muss ich zum Glück kaum denken, wenn ich in einem Gespräch vertieft bin. Also wer sich jetzt grade schlecht fühlt, weil ich über eine Krankheit rede die mein Leben ziemlich kompliziert macht, kann sich freuen: Eure Anwesenheit trägt schon einen kleinen Teil dazu bei, dass ich mich besser fühle.

Es ist allerdings wichtig, dass man sich eins vor Augen hält: Man kann eine Person mit Depressionen nicht heilen, indem man ein paar Mal „Du musst nicht traurig sein, die Welt ist doch so schön“ sagt. Leider bin ich schon einigen Menschen begegnet, die unterbewusst genau das gedacht haben. Ich weiß, dass ich nicht traurig sein muss. Ich weiß, dass mein Leben objektiv wirklich gut ist. Das ändert nichts daran, dass ich eine Krankheit habe die ich nicht kontrollieren kann. Geht niemals auf eine depressive Person zu und denkt, ihr könntet an dieser Tatsache etwas ändern. Ich freue mich über jede Person, die mir helfen möchte, aber helfen und heilen sind zwei verschiedene Dinge.

Für mich persönlich ist die größte Hilfe ein offenes Ohr. Ich muss einfach mal rauslassen können, was mein Kopf grade von mir will. Ich brauche keine große Aufmunterung, sondern einfach nur jemanden der zuhört und dann vielleicht „Jup, das ist echt scheiße“ sagt, mehr nicht. Das kennt ihr bestimmt auch. Ihr hattet einen höllischen Tag und ihr wollt einfach nur los werden wie mies ihr euch fühlt. Ihr findet jemanden, dem ihr alles erzählt und es geht euch schon besser lange bevor die andere Person ihr Mitleid ausdrückt. Zum Glück habe ich einige Leute in meinem Freundeskreis, die gerne hin und wieder offenes Ohr für mich spielen.


Also ja, ich habe eine Krankheit. Eine ziemlich miese Krankheit, die mein Leben oft stark beeinflusst. Eine Krankheit über die ich immer noch lerne und die ich immer noch nicht wirklich beschreiben kann. Eine Krankheit die ich echt gerne loswerden würde. Ich werde es nicht beschönigen und so tun, als wäre es nicht etwas worunter ich wirklich leide. Aber ich habe gelernt damit umzugehen. Und ich möchte weiter darüber reden, und bessere Worte finden, damit ich und andere mehr darüber lernen können und vielleicht etwas besser damit klarkommen.